Dorfkirche Bellin (Stadt Krakow am See)

Der Ort liegt ca. 16 km von Güstrow entfernt und wurde 1229 erstmals urkundlich erwähnt, die Herren von Bellin werden als Vasallen des Fürsten Nikolaus von Werle mehrfach genannt. Der im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts, vermutlich um 1240, errichtete Feldsteinbau ist noch spätromanisch empfunden und erinnert an Vorbilder aus der westfälischen Heimat der damaligen Siedler, was sich neben den Detailformen besonders in der additiven Reihung der einzelnen Bauglieder - halbrunde Apsis, Chor, Schiff und Westturm - ausdrückt. Alle Gebäudeteile sind überwölbt, das Schiff mit einem hochaufsteigenden sechsteiligen Rippengewölbe.
1898 wurden in der Kirche Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert aufgedeckt und restauriert, von besonderem Interesse ist die Darstellung des Jüngsten Gerichtes auf der östlichen Kappe des Schiffsgewölbe. In der Apsis sind Adam und Eva sowie das Widderwappen der Familie Bellin abgebildet.
Der schiffsbreite quadratische Westturm ist der jüngste Gebäudeteil, sein Obergeschoss wurde bereits in Backstein ausgeführt, zu einer Bekrönung mit einem schlanken, hohen Spitzhelm (z.B. eine achtseitige Bischofsmütze) ist es jedoch nicht mehr gekommen oder dieser Helm ist eingestürzt.
Das gestufte flache Walmdach stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert, wohl aus der Zeit des Grafen Gerd Carl von Sala auf Bellin, dessen Steinsarkophag in der Kirche steht.
Die Zierfriese von Chor und Langhaus wurden ebenfalls zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt.
Anbauten gibt es auf der Südseite des Chores und auf der Nordseite des Schiffes. Eine Besonderheit in dieser Kirche ist die Flüsterkapelle.
An der Nordseite des Chores befindet sich eine herrschaftliche Empore.
Der Innenraum besticht durch seine Schlichtheit, die farbenprächtige Ausmalung kommt hierbei voll zur Geltung. Ein gemauerter Altar steht in der Apsis. In der Wand befinden sich eine mit einer Holztür verschlossene und eine etwas kleinere, offene Sakramentsnische. Die Kanzel ist ein alleinstehender Korb ohne allzuviel Schmuckwerk. In beide Wände des Kirchenschiffes wurde je eine spitzbogige Nische eingelassen, vermutlich zur Aufstellung von Heiligenfiguren oder Reliquien. Erwähnenswert sind der vor der Westempore an der Nordwand aufgestellte frühere Altaraufsatz mit spätgotischen Schnitzfiguren und Gemälden aus dem 15. Jahrhundert und die im Chor stehende Sandsteintaufe vom Ende des 16. Jahrhunderts. Sie ist einer der selten anzutreffenden nachmittelalterlichen Taufsteine, hier mit Wappenschmuck und Reliefs am Becken. In den Fußboden des Altarraumes ist eine alte Grabplatte von 1713 eingelassen. Sie erinnert an den hochwohlgeborenen Herrn Kammerpräsident Hans Christian von Sala, Erbherr auf Bellin und Zehna, und seine Gemahlin Hedwig Margareta geb. von Buchwaldten aus dem Hause Zierhagen-Haselburg und Mühlenkampf in Holstein. Unter der Westempore steht der Steinsarkophag des Gerd Carl von Sala (1714-1770). Farbige Reliefwappen zeigen die Abstammung des edlen Herren. Es werden u.a. die Wappen der Familien von Lewitzow und von Bülow gezeigt. Die große Grabplatte an der Wand hinter dem Sarg stammt von 1563 und erinnert an Anna von Bülow, Tochter von Hartich v. Bülow und Ehefrau des Hans v. Linstow, dessen Familie 1449 den Besitz von der Familie Bellin übernahm und bis 1662 Herren von Bellin waren. Die Familie v. Linstow war auch der Stifter der Sandsteintaufe.
Auf der Westempore steht ein dreiteiliger neugotischer Orgelprospekt mit einer Orgel von Carl Börger aus dem Jahr 1899. Gedenktafeln erinnern an die Gefallenen der Kriege 1870/71 und 1914-1918. Die Brüstung der Patronatsempore auf der Nordseite soll aus der Kapelle Weitendorf stammen. Von der Decke hängen Kronleuchter aus Messing.
Über eine schmale Treppe gelangt man in den Dachstuhl, wo die Gewölbebusen betrachtet werden können. In der Glockenstube hängt ein Geläut von drei Stahlglocken aus dem Jahr 1928. Zwei Glocken wurden durch die Kirchgemeinde Bellin gestiftet, die größte Glocke ist eine Stiftung des Hamburger Kaufmanns Henry Sloman, der seit 1910 Besitzer des Gutes war und 1911/1912 das neobarocke Herrenhaus durch Paul Korff errichten ließ. Im Schlosspark befindet sich noch die Ruine einer Kapelle aus dem 19. Jahrhundert (Näheres siehe dort).
Das Patronat über die Kirche wurde 1853 durch den damaligen Besitzer Wilhelm von Meding an die Landesherrschaft abgegeben.
Der Kirchhof ist als Friedhof gestaltet. Ein Grab erinnert an drei in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs gefallene deutsche Soldaten.
Heute gehört das Dorf zur Stadt Krakow und die Kirche zur ev.-luth. Kirchgemeinde Lohmen.

Quellen:
Dorfkirchen in Mecklenburg, Buch, Horst Ende, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1975
Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Güstrow, Buch, Zerniner Beschäftigungsinitiative (ZEBI) e.V., Edition Temmen, 1997

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