Dorfkirche Neuburg

Die in der Nähe des ehemaligen landesherrlichen Burgwalls gelegene Kirche ist eine der stattlichsten und ältesten mecklenburgischen Dorfkirchen. Der Backsteinbau wurde als vierjochige Basilika zwischen 1220 und 1244 mit einem leicht eingezogenen Rechteckchor und einer Nordsakristei erbaut. Die Seitenschiffe wurden später abgerissen und die Arkaden geschlossen. Der ehemalige basilikale Charakter lässt sich an den Arkadenbögen und den Ansatzstellen der Seitenschiffsdächer aber noch gut ablesen. Bauliche Einzeleiten wie die schöne Dreifenstergruppe in der Ostwand des Chores, der an den Giebelschrägen aufsteigende Rundbogenfries, die Ecklisenen und der Konsolfries unter der Dachtraufe des Schiffes unterstreichen die frühe Bauzeit der Kirche. Ein Vorgängerbau aus Holz gilt aber als wahrscheinlich.
1361 wurde der Bau des mächtigen Westturmes in Schiffsbreite mit der für den Landstrich typischen "Bischofsmütze" vollendet. In ihm hängen heute drei Glocken.
Der Chor ist mit einem Gewölbe überzogen, das Kirchenschiff ist flachgedeckt.
Die Ausstattungsstücke sind zum überwiegenden Teil in der Barockzeit entstanden, ein barocker Altaraufsatz von 1703 mit architektonischem Aufbau (eine Stiftung derer von Plessen) sowie eine Kanzel (ebenfalls Anfang 18. Jahrhundert). Älter ist die unter dem Triumphbogen auf einem starken Eichenholzbalken stehende Triumphkreuzgruppe, zu der neben dem Kruzifix und den beiden Assistenzfiguren Maria und Johannes noch zwei Seraphime gehören. Die Kreuzigungsgruppe stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Die Orgel aus dem Jahr 1868 ist ein Werk des Schweriner Orgelbauers Friedrich Ludwig Theodor Friese (Friese III, 1827-1896). Die Westempore und das Gemeindegestühl stammen aus der gleichen Zeit. Außerdem existieren noch eine Grabplatte der Familie von Plessen sowie die Vorderwand eines alten Patronatsgestühls (Frontispiz), die an der Südseite des Altarraumes angebracht wurde. Im Triumphbogen befindet sich eine kleine Sakramentsnische, die mit einer eisenbeschlagenen Holztür mit Kleeblattkrone verschlossen ist.
1969/1970 fanden Sanierungsarbeiten am Dach und am Dachstuhl sowie im Kircheninneren statt. An den Obergadenwänden des Schiffes sind dabei unter der späteren Tünche Teile mittelalterlicher Fresken sichtbar geworden, die möglicherweise einen die Wände umlaufenden Fries bilden. 1973 begann die Freilegung und Restaurierung der mittelalterlichen Fresken (um 1300) an der Nordwand des Kirchenschiffes und 1981/82 die Restaurierung der weiteren Wandmalereien aus verschiedenen Zeiten.
1990/91 erhielt die Kirche einen Taufstein aus rosa getöntem Veronesischen Marmor als Stiftung. Wenn man das Kirchenschiff betritt, fallen einem die zu beiden Seiten angebrachten Kriegergedenktafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs ins Auge.
Die Neuverglasung der gotischen Bleiglasfenster erfolgte 1986, eine Neueindeckung des Kirchturmdaches 1992.
Etwas abseits des Kirchhofes in nordwestliche Richtung auf einer Anhöhe liegt der neue Friedhof (Mühlenweg). Hier begegnet man einem Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, Gedenksteinen für Gefallene des Zweiten Weltkrieges sowie Familiengrabstätten der adligen Familien von Vieregge, von Strahlendorf u.a.
(weitere Quelle: Informationstafel)

weiterführende Informationen:

Noch heute zeugt der markante Wallberg in Neuburg von der einstigen Bedeutung des Ortes, bereits 1171 erscheint die Burg als Nachfolgeburg der Landesburg Ilow. Als Bauherr gilt Johann I. von Mecklenburg, auch Johann der Theologe genannt. Das Ende der Burg kam mit dem Umzug der Fürsten in den Fürstenhof nach Wismar.
Frühzeitig entstand auch eine Kirche, bereits 1219 hatte Neuburg einen Priester, exklusiv für den Fürstensitz, dieser Friedericus de Nienborch unterschrieb als Zeuge die Gründungsurkunde des Klosters in Neukloster.
Heute gehört die Kirche in Neuburg zur Propstei Bukow, die aus zehn Kirchspielen mit zwölf Kirchen besteht und den nordöstlichen Teil des Kirchenkreises Wismar bildet.

Quellen:
Dorfkirchen in Mecklenburg, Buch, Horst Ende, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1975
Dorf- und Stadtkirchen Wismar-Schwerin, Buch, ZEBI u. START e.V., Edition Temmen, 2001
Die Neuburger Kirche, Informationsblatt, k.A., k.A., k.A.

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