Dorfkirche Westenbrügge

Die urkundliche Ersterwähnung geht auf das Jahr 1318 zurück. Der Ort an der großen Hansestraße mit der "Brücke im Westen" war zu dieser Zeit bereits eine Parochie und besaß demzufolge auch schon eine Kirche. Die einschiffige Backsteinkirche mit den eingesprengten Feldsteinblöcken wird also deutlich älter als 700 Jahre sein. Der rechteckige, dreijochige Bau schließt im Osten polygonal. Im Westen erhebt sich ein massiver querrechteckiger Wehrturm mit eingezogener quadratischer Glockenstube und Pyramidenhelm, eindrucksvoll sind die mächtigen Feldsteinblöcke im Fundament. Die Glocke im Turm stammt aus dem Jahr 1384, was vermuten lässt, dass die Kirche einheitlich von Ost nach West "durchgebaut" wurde. Ursprünglich sind auch die Nordsakristei und die Portale der Priester- und Laienpforte auf der Südseite. Über eine Luke in der Sakristei kann man in den Altarraum schauen.
Wohl im ausgehenden 17. Jahrhundert wurden die querschiffartigen Anbauten hinzugefügt. Vor der Priesterpforte auf der Südseite erhebt sich nun eine Vorhalle mit hochgotischem Staffelgiebel. Das Querschiff auf der Nordseite diente als Patronatsloge mit Gruft und wird heute für die Winterkirche genutzt. Die Vorhalle über der Laienpforte könnte bereits aus dem 15./16. Jahrhundert stammen, worauf die gestaffelte Putzblende im Giebel hindeutet. Andererseits findet sich an einem der Dachbalken die Jahreszahl "1654", auch deuten die korbbogigen Fensteröffnungen eher auf eine Bauzeit in der Renaissance hin. Die Funktion dieser Eingangshalle könnte in einer Art Waffenkammer bestehen, damit die waffentragenden Herrschaften "unbewaffnet" in die Kirche eintreten können. Heute befindet sich dort eine Teeküche. Das 17. Jahrhundert mit dem Ende des 30jährigen Krieges prägt die Kirche in ihrem heutigen Aussehen. Mit den Querschiffen werden auch die Chorfenster im Stile der Zeit vergrößert und überformt. Zahlreiche Ausstattungsstücke stammen aus dieser Zeit. Der Wehrturm verliert mehr und mehr seine Funktion als Rückzugsmöglichkeit bei Gefahr.
Der Innenraum wird von Kreuzrippengewölben überspannt. Die heutige Ausmalung wurde nach barockem Vorbild im Jahr 2005 ausgeführt. Das älteste Ausstattungsstück ist in dem 1727 von B.W. Sellin barock umgestalteten Altaraufsatz enthalten. Es ist das Mittelstück eines gotischen Triptychons aus der Zeit um 1400. Leider wurden die wertvollen Schnitzfiguren 1977 gestohlen. Ursprünglich wurde wohl eine Marienfigur im Mittelstück von den zwölf Aposteln flankiert. Heute zeigt das Mittelfeld das Lamm Gottes, das auf der Bibel steht - von den Figuren ist nur der Schlüssel des Petrus erhalten. Der Altaraufsatz ist seit über hundert Jahren verwahrlost und steht heute im Eingangsbereich des südlichen Querschiffes. In der ursprünglich bemalten Predella befindet sich eine Schranktür. Das Fach diente wohl als Tabernakel oder Reliquienschrein. Ursprünglich wurde der barocke Altar von einem Kruzifix bekrönt. Das hölzerne Kreuz gehörte wohl zu einer älteren Triumphkreuzgruppe, welche auf dem Triumphbalken stand. Das Kreuz steht heute auf dem schlichten Altartisch. 1640/41 wurden zwei Altarleuchter gestiftet.
Auch die Kanzel ist ein Werk verschiedener Zeiten. Der aus älterer Zeit stammende Kanzelkorb wurde um 1700 mit Grisaille-Malerei und einem Schalldeckel mit üppigem Schnitzwerk versehen. Auch der Kanzelaufgang zeigt fünf weitere Graumalereien.
Im Altarraum an der Südseite steht ein evangelischer Beichtstuhl aus dem 18. Jahrhundert.
Vor dem Beichtstuhl steht die 2005 restaurierte, achteckige hölzerne Taufe.
Der alte Opferstock trägt die Jahreszahl "1657". In die Stufen zum Altarraum wurde eine geteilte Kinder-Grabplatte aus dem Jahr 1688 eingelassen. Die Grabplatte für den Pastor Georg Ernst Schultz aus dem 18. Jahrhundert wurde im Kirchenschiff aufgestellt.
Das Gemeindegestühl konnte vor wenigen Jahren restauriert und mit einem neuen Anstrich versehen werden. Auch die Emporen im Westbereich des Schiffes stammen aus unterschiedlichen Zeiten und sind mehr schlecht als recht aneinandergefügt. Die älteste ist wohl die Nordempore (verm. E.17.Jh.), die Südempore wohl 18. Jahrhundert. Mit der Anschaffung der um 1893 von Julius Schwarz in Rostock gebauten Orgel erfolgte die Verbindung der bestehenden Emporen mit der neu erichteten Westempore. Im Turmraum findet man heute die Brüstung der herrschaftlichen Loge mit dem geschnitzten Allianzwappen der Familie von Storch und Kettenburg. Vom geöffneten Westportal schaut man direkt auf das Kriegerdenkmal auf dem Kirchhof.
Im südlichen Querschiff steht der alte Wetterhahn mit den Initialen des Heinrich von Bibow. Diesem Herrn ist die Kostbarkeit der Kirche, eine Bronzeglocke aus dem Jahr 1384, zu verdanken. Die kleine Glocke ist mit Ritzungen versehen, sie zeigen auf Vorder- und Rückseite eine Darstellung von Christus am Kreuz und Maria mit dem Kinde. Seitlich sind das Stifterwappen - der Hahn - und Ranken- und Blumenwerk zu sehen, dazu eine umlaufende gotische Minuskel-Inschrift mit Angabe der Jahreszahl (mccclx xxiiii ?). Die Glocke wurde aus Anlass der 700-Jahrfeier zu Jahresbeginn 2018 erstmals mit dem neu installierten elektrischen Läutwerk zum Klingen gebracht.
Die ehemaligen Gutsfamilien hatten und haben eigene Begräbnisstätten in der Kirche und auf dem Friedhof. In der Gruft unter der Nordhalle wurden Angehörige der Familie von Witzendorff auf Westenbrügge bestattet (18./19.Jh.). Auf dem Friedhof im Westen befinden sich die beeindruckenden Grabstätten der Familie von Storch (Parchow) und Schlüter (Jörnstorf). Nördlich der Kirche steht die Begräbnishalle der Familie Lent auf Körchow, erbaut 1828 in Anlehnung und in Blickrichtung des Körchower Gutshauses. Weiter unten in östliche Richtung befindet sich das Erbbegräbnis mit Gruft der Familie Möller aus Westenbrügge. 
Auf dem Friedhof befindet sich auch ein Soldatengrab von 1945.

Quellen:
Dorf- und Stadtkirchen Wismar-Schwerin, Buch, ZEBI u. START e.V., Edition Temmen, 2001
Willkommen in der evangelischen Dorfkirche in Westenbrügge!, Flyer, Kirchengemeinde Westenbrügge u. Neubukow, 2018

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