Dorfkirche Volkenshagen (Gemeinde Klein Kussewitz)

Abseits der Hauptverkehrswege Rostock-Rövershagen und Rostock-Marlow reckt sich weithin sichtbar aus den Baumkronen alter Linden ein Kirchturm hervor: Der Turm der Kirche Volkenshagen. Im Jahre 1297 erstmalig mit ihrem Plebanus Ludolf urkundlich erwähnt, ist das Gotteshaus nun schon mehr als 700 Jahre alt.
Jahrhunderte lang war die Kirche der Mittelpunkt der umliegenden Dörfer. Die Kirche machte Volkenshagen zu einem Zentraldorf, was man auch noch heute an den Grabbelegungen auf dem Friedhof erkennen kann.
Die Kirche wurde aus Granitfeldsteinen erbaut, Backstein fand nur an den Giebelungen und Leibungen der Fenster und Portale Verwendung. Der Grundriss ist rechteckig, Chor und Langhaus haben aber unterschiedliche Wanddicken, dies und die unterschiedliche Fußhöhe deuten auf die unterschiedliche Bauzeit von etwa 150 Jahren hin. Der Chor ist der ältere Teil, er schloss ursprünglich im Osten gerade ab. Die Nordsakristei wurde gleichzeitig mit dem Chor errichtet, da sich hier nach der Beschaffenheit des Mauerwerkes nie ein Fenster befunden hat. Die Feldsteinwände des dreijochigen Schiffs wurden später durch sechs Strebepfeiler aus Mauerwerk verstärkt. Friesverzierungen fehlen völlig. Als einziger architektonischer Schmuck findet man nur einige Blenden am Ostgiebel. Im Inneren der Kirche gibt es hervorspringende Kämpferglieder, von denen die Gurt- und Diagonalrippen der Gewölbe aufsteigen. Die Gewölbe sind mit bemalten Schlusssteinen abgeschlossen. Das Portal der sogenannten Priesterpforte, der Eingang von der südlichen Vorhalle in den Chor, wurde besonders profiliert.
Auf der Südseite am östlichen Gewölbe befand sich die Grabkapelle der Familie des Majors von Berg aus Poppendorf, deren Außenwand mit einem steinernen Doppelwappen der Familien von Berg und von Glüer verziert war. Ohne Zugang von der Kirche befand sich an der Westseite ein freistehender hölzerner Glockenturm mit achtseitigem, mit Mönch und Nonne gedecktem Helm mit Knopf und Hahn und eingravierten Zahlen 1682 und 1818. Die Fenster der Nordseite sind dreiteilig und mit spitzbogigen Leibungen gefasst, die Pfosten sind aus aufgestellten Rundstäben gemauert, im dritten Joch von Westen sitzt ein zweiteiliges Fenster. Die Fenster wurden des Öfteren umgebaut oder angepasst.
1892 bis 1895 wurde die Kirche unter Leitung des Baurates Möckel im Auftrag des Großherzogs Friedrich Franz umgebaut. Der hölzerne Turm wurde abgerissen und durch einen 47 m hohen neugotischen Backsteinbau mit hohem Kreuz ersetzt. Sein unterer Teil diente zeitweise als Leichenhalle. Der flach im Osten abschließende Chor wurde aufgebrochen und durch den Anbau einer drei Stufen höheren Apsis erweitert.
Die Vorhalle und die von Berg´sche Kapelle wurden ebenfalls abgebrochen und an ihrer Stelle ein neuer Anbau errichtet, der mit einem großen gotischen Bogen in Form eines Triumphbogens zum Chor hin offen ist. In diesem Anbau fand auch die Loge des Großherzogs Platz.
Heute ist die Sakristei zur Kirche hin zugemauert und hat keine Funktion mehr. Der Turm ist jetzt der Haupteingang.
Zur neugotischen Ausstattung gehört ein dreiteiliger Altaraufsatz mit Wimpergbekrönung und einem Kruzifix im Mittelteil sowie eine hölzerne Kanzel mit Schalldeckel und Aufgang.
Auch der achteckige Taufstein ist mit neugotischen Schmuckelementen versehen.
An der südlichen Wand des Triumphbogens ist eine alte Grabplatte aus dem 16. Jahrhundert für Kordt Bützow van Poppendorp und seine Familie, verziert mit den Wappen der Familie von PREEN, von LEVETZOW und von BÜTZOW, aufgestellt.
Das zweiteilige Buntglasfenster in der Nordwand zeigt die beiden Apostel Petrus und Paulus sowie im Scheitelring das Wappen des Erbgroßherzogs. Für den Chor wurde von der großherzoglichen Familie ein weiteres Buntglasfenster gestiftet. Das dreiteilig gestaffelte Fenster zeigt in vier Bildern Stationen aus dem Leben Jesu (Geburt, Taufe, Kreuzigung, Auferstehung). Im unteren Teil sind Wappen und Namen der Großherzoglichen Familie angebracht. Im Chor gibt es ein weiteres dreiteiliges Buntglasfenster. Das mit vegetabilem Rankenschmuck und farbenfrohen Vierpassblumen geschmückte Fenster zeigt in einem Medaillon im Mittelteil das Lamm Gottes mit Siegesfahne, ein Symbol für Jesus Christus als Sieger über Sünde und Tod.
In die spitzbogige Öffnung zur Großherzoglichen Loge wurde nach der Generalinstandsetzung 2005 die Orgel eingesetzt. Das zweimanualige Instrument wurde 1862 von Friedrich Hermann Lütkemüller (1815-1897) aus Wittstock gebaut und 1930 durch Christian Börger (1883-1955) aus Rostock-Gehlsdorf umgebaut.
Die Geschichte der Kirche ist auch mit dem Handeln starker Persönlichkeiten verbunden. Schon vor 1560 wurde die Reformation von Simon Pauli als dem ersten lutherischen Prediger eingeführt. Er war ein Schüler Melanchtons, später Superintendent in Rostock und führte die deutsche Sprache im Gottesdienst ein. 1650 wurde die Kirchenordnung für Volkenshagen revidiert. Seither tragen die Pastoren farbige Messgewänder.
Der Kirchhof ist nach Norden als weitläufiger Friedhof gestaltet und zeigt z.T. noch recht alte Grabstätten auch von ehemals herrschaftlichen Familien (v. Blücher).
(Quelle: "Die Feldsteinkirche zu Volkenshagen" aktueller Zustandsbericht, 26.02.2007)

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