Dorfkirche Gustow

Das alte Bauerndorf wurde 1314 erstmals urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit war der kreuzrippengewölbte Chor der auf einer kleinen Anhöhe liegenden Kirche bereits fertiggestellt. Das Kirchenschiff, ein Backsteinsaal auf Granitfundament, wurde erst im 14. Jahrhundert angebaut und erhielt sein Gewölbe um 1517, wie der Schlussstein im letzten Joch berichtet. Der hölzerne Dachreiter stammt ursprünglich aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, wurde zwischenzeitlich aber stark zerstört und konnte vor einigen Jahren wieder erneuert werden. Am blendengeschmückten Westgiebel wurde ein verbrettertes Glockenhaus  angesetzt. Der Ostgiebel zeigt über einem Kleeblattbogenfries gepaarte Spitzbogenblenden. Das Ostfenster wurde zugesetzt.
Bei Renovierungsarbeiten im Jahr 1935 wurden kostbare Wandmalereien aus der Zeit um 1470 entdeckt, freigelegt und gesichert. An der nördlichen Ostwand ist eine Darstellung der Maria Magdalena mit Wappenschild und an der südlichen Ostwand eine Darstellung des Hl. Georg als Drachentöter mit zwei Wappenschilden zu sehen. An der Südwand schließen sich Petrus und Paulus mit seinem Schüler Timotheus an. An der Chornordwand sind Johannes und Christopherus mit dem Jesuskind auf dem Arm abgebildet.
Zu den kostbaren Ausstattungsstücken gehört zweifellos eine Triumphkreuzgruppe aus dem 15. Jahrhundert, die seit 1909 wieder ihren angestammten Platz auf dem Balken zwischen dem Triumphbogen eingenommen hat.
Der Altaraufsatz mit dem Hauptbild vom Letzten Abendmahl und dem Medaillon vom Tod am Kreuz ist ein Werk des Barocks und stammt von 1768, ebenso der Taufständer mit Lesepult und Engelsfigur. Einige Jahre später entstand in einer Stralsunder Werkstatt die Kanzel mit Aufgang und Schalldeckel (1784). An den Wangen des Kanzelkorbes befinden sich gemalte Medaillons. Ebenfalls barocken Ursprungs sind das Kastengestühl für die Gemeinde, das Chorgestühl mit Beichtstuhl und Patronatsloge sowie die Emporen im Schiff. In einer Ecke an der Nordwand steht auf einem gemauerten Podest die Kuppa eines Taufsteins sowie zwei alte Grabplatten. An der Südwand hängen zwei eiserne Grabplatten des Ehepaares Bödcher aus Warksow (1.H.19.Jh.). An der Brüstung der Südempore sind zwei Sargbeschläge mit Wappen der Familie v. Bagenitz angebracht, an der Nordempore ein Beschlag der Familie v. Platen. Auf der Westempore steht die große Orgel mit neugotischem Prospekt. Im Altarraum hängt an der Nordwand eine Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Das Besondere an dieser Tafel ist, dass die Namen nach den Kriegsschauplätzen und nicht nach den Kriegsjahren geordnet wurden. Das Fenster über der Tafel ist mit einer Glasmalerei versehen, die die Verklärung Jesu darstellt. Weitere Tafeln in der Kirche erinnern an die Gefallenen im Krieg 1870-71, an die im Kirchspiel Gustow wirkenden Pastoren seit der Reformation, an die Kirchenrenovierung 1935 und an die Inschrift auf dem Mordstein von 1510, der auf dem Kirchhof steht.
Auf dem Friedhof befindet sich auch die Familiengrabstätte der Rittergutsbesitzer Stuth, die Anfang Mai 1945 Selbstmord begingen. Vor der Kirche steht ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.

Quellen:
Dorf- und Stadtkirchen auf Rügen und Hiddensee, Buch, Jürgen Schulz, Edition Temmen, 2006
Dorfkirchen Landeskirche Greifswald, Buch, Norbert Buske, Gerd Baier, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1984, 1987 2. Auflage
Gottes Häuser Dorf- und Stadtkirchen auf Rügen und in Stralsund, Broschüre, Tourismuszentrale Rügen GmbH, ruegen-druck Putbus,

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