Dorfkirche Zehna
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Die spätromanische Feldsteinkirche wurde zum Ende des 13. Jahrhunderts errichtet. Der Ort Zehna wurde erstmals 1291 als "Cena" erwähnt und durch Fürst Nikolaus von Werle an das Güstrower Domstift geschenkt. Die Kirche steht deutlich erhöht auf einem Hügel am Dorfrand, was auf einen bereits als slawische Kultstätte genutzten Standort hinweist. Von der Zeit des Übergangs vom romanischen zum gotischen Baustil zeugt der rechteckige, einschiffige Saalbau mit dem mächtigen schiffsbreiten Turmuntergeschoss in seiner Funktion als Wehrkirche. Der gerade Chorschluss im Osten zeigt eine leicht gestaffelte Dreifenstergruppe und einen mit zahlreichen Putzblenden und einem Giebelkreuz geschmückten Ostgiebel. Aus der Erbauerzeit stammt die ebenfalls mit einem blendengeschmückten Giebel versehene Nordsakristei. Später hinzugekommen sind die südliche Eingangsvorhalle aus Backstein und der heute verputzte, leicht eingezogene quadratische Turmaufsatz mit dem spitzen Pyramidenhelm aus Ziegel, indem sich eine Bronze-Glocke mit Majuskelinschrift befindet. Schmuckelemente wie die Leibungen der paarigen Spitzbogenfenster im Schiff oder das inzwischen zugesetzte Stufenportal der Laienpforte auf der Südseite sind ebenfalls in Backstein gearbeitet. In den Jahren 1966/67 wurde der Bau umfassend renoviert. Im Innern finden sich Wand- und Gewölbemalereien aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Ältestes Ausstattungsstück ist die Tauffünte aus Granit, sie stammt noch aus dem 13. Jahrhundert. Der spätgotische Schnitzaltar aus dem 16. Jahrhundert zeigt im Mittelschrein die Madonna zwischen vier Heiligen, u.a. den Hl. Christopherus; in den Flügeln die zwölf Apostel. Vor dem Altar liegt im Boden eine alte Grabplatte mit der Reliefdarstellung eines Ritters. An der Nordwand im Altarraum hängt dazu ein Epitaph von 1564. Er ist dem auf Zehna erbgesessenen Herren Mathias Passow gewidmet, der in der Jugend gegen die Türken in Ungarn kämpfte und am 12. September des Jahres 1564 verstarb und im fünften Jahr des Ehestandes mit Anna Fineken vier Söhne und eine Tochter "gezueget" hatte. Die Gemahlin stiftete mit den Söhnen Carl und Günther 1591 die Grabplatte. Die Familie des eingeborenen mecklenburgischen Uradels saß von 1364 bis 1662 in Zehna und auch im benachbarten Bellin (1367-1662). Das Familienwappen zeigt einen schwarzen springenden Jagdhund. Der Stammsitz ist der Ort Passow im Amt Lübz, hervorgegangen ist die Familie aus dem Geschlecht derer von Weisin, der Ort Weisin grenzt an Passow. An Nord- und Südwand des Altarraumes stehen schlichte Logen für Prediger und Patronatsherren. Ein geschnitzter Eintrag an der vordersten Reihe des Gemeindegestühl legt fest, wem dieser Platz gebührt. Die hölzerne Kanzel trägt die Jahreszahl 1615 und die Namen der Stifter, vorrangig die der Familie Büter, vermutlich Kirchenvorsteher und/oder Prediger zu dieser Zeit. Der an die von Passow anschließende Freiherr Hans Christian von Sala ließ als Kirchenpatron 1689 eine kleine Barockorgel bauen, von der nur noch der Prospekt vorhanden ist. Das eigentliche Instrument wurde von Paul Rother in Hamburg 1919 gebaut (Opus 170). Die Westempore zeigt zwölf leere Brüstungsfelder. Am nördlichen Ende hängt ein Triumphkreuz. In den Zwillingsfenstern in Schiff und Chor befinden sich Glasmalereien aus der Werkstatt der Gebr. Kuball in Hamburg. Sie wurden 1935 von der Familie Georgi gestiftet. Dr. Arthur Georgi d. Ae. stiftete vier Fenster: Das linke Fenster in der Chorsüdwand zeigt den Kreuzestod Christi und wurde anlässlich des 70. Geburtstages des Stifters geschaffen; das linke Fenster der Schiffssüdwand zeigt die Rückkehr des verlorenen Sohnes und die beiden Fenster der Schiffsnordwand zeigen die Evangelisten Johannes und Lukas. Christian Georgi wählte das Motiv des Guten Hirten für "sein" Fenster rechts in der Schiffssüdwand. Arthur Georgi d. J. stiftete das rechte südliche Chorfenster zum Gedenken an seine Frau Frida Georgi geb. Giesecke. Sie starb nach acht Ehejahren am 4. September 1935 im Alter von 29 Jahren. Das Motiv des Fensters zeigt die Himmelfahrt Jesu. Die Familie Georgi hatte das Gut 1929 übernommen. Dr. Arthur Georgi war Inhaber des Paul Parey Verlages in Berlin. Er wurde 1945 mit 80 Jahren von Soldaten der Roten Armee erschossen. Sohn Christian überlebte, wurde aber mit der Bodenreform auch noch enteignet. In der Nordsakristei hängen zwei Gedenktafeln. 1870 fiel im französischen Krieg der Vizefeldwebel Max Kortüm aus Zehna. Im Ersten Weltkrieg ließen 21 junge Männer aus dem Kirchspiel ihr Leben, auch die Familie Kortüm war wieder betroffen. Sie war zwischen 1832 und 1913 Besitzer des Gutes. Über der Dreifenstergruppe in der Ostwand erinnern sechs Jahreszahlen an die Renovierungen im Innern der Kirche: 1612, 1783, 1817, 1852, 1919, 2013. Der Kirchhof ist als Friedhof gestaltet. Er wird von der Ostseite über ein schmiedeeisernes Tor mit Backsteinpfeilern betreten.
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