Dorfkirche Heiligendamm

Die neugotische evangelische Kirche von Heiligendamm wurde von Großherzog Friedrich Franz III. 1893 gestiftet, auf dem Platz mitten im Wald, wo er als Kind oft gespielt hatte.
Im Juli 1904 konnte die ebenfalls nach Plänen von Hofbaurat Möckel (1838-1915) errichtete Kirche eingeweiht werden. Bis 1943 fanden regelmäßig Gottesdienste statt. In den letzten Kriegstagen diente die Kirche als Lazarett. Hierdurch und wegen der Not in den Nachkriegsjahren wurde die Kirche völlig ausgeplündert, das Inventar z.B. verheizt. Am 5. August 1951 fand wieder ein Gottesdienst statt.
Der rote Ziegelbau wird geprägt durch den auf der Südseite an den Chor gesetzten schlanken Turm mit achtseitigem, ziegelgedecktem Spitzhelm. In den Turm und den Westgiebel sind spitzbogige Putzblenden eingelassen. In der Traufe läuft ein Zierband. Dem dreijochigen Schiff ist im Westen ein kleines Eingangsportal vorgesetzt. Der leicht eingezogene Chor schließt im Achteck. Zweibahnige Fenster mit Scheitelokulus lassen ausreichend Licht in das Gotteshaus.
Der Innenraum wird von einem Rippengewölbe überspannt. Der weiße Kalkputz ist zu großen Teilen abgeschlagen, so dass das Ziegelmauerwerk sichtbar ist. Die heutige Innenausstattung ist schlicht und funktionsgemäß. Auf dem ziegelgemauerten Altar steht ein einfaches Holzkreuz. Ein ebenfalls sehr schlichter Kanzelkorb wurde auf die Stufen zum Altarraum an der Südseite aufgesetzt. Gegenüber befindet sich die Nische der ursprünglichen herzoglichen Loge. Hier sind noch die Schablonenmalereien zu erkennen. Über der Loge befindet sich ein Rundfenster. An der Nordwand steht ein Mannborg-Harmonium. Das Gemeindegestühl stammt aus dem Kloster zum Hl. Kreuz in Rostock. Wohl noch ursprünglich ist die Westempore, die über eine gemauerte Treppe betreten wird. Auf der Empore steht eine elektrische Kleinorgel.
Während des G8-Gipfels 2007 in Heiligendamm wurden kleine, von Kindern mit ihren Wünschen beschriebene Zettel gesammelt, um sie später an Kanzlerin Merkel zu übergeben. Diese Zettel gerieten in Vergessenheit und wurden später vom Küster der Kirche wiederentdeckt. Er bestrich zwei schlanke Tafeln mit Tapetenkleister und klebte die kleinen Zettel fein säuberlich darauf. Die Tafeln sind heute hinter dem Altar an der Ostwand angebracht und vermitteln einen imposanten Eindruck in die kindliche Wunschwelt.
Die ev. Waldkirche von Heiligendamm ringt ums Überleben und bedarf dringend Hilfe. In einem Schaukasten im Ort kann man ein Bild aus der Zeit der Kirchweihe sehen und die damals reiche Ausstattung bewundern. Ein Förderverein bemüht sich um die Erhaltung dieses architektonischen Kleinods.
Einen Friedhof gibt es in Heiligendamm nicht.

Quellen:
Heiligendamm und seine kleinen Waldkirchen, Flyer, Verein zur Förderung der Waldkirchen in Heiligendamm e.V.,

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