Dorfkirche Vilz (Stadt Tessin)

Das Dorf in seiner ursprünglichen Form wird mit dem Kirchbau zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Der turmlose Feldsteinbau mit leicht eingezogenem Rechteckchor und Backsteineinsprengungen wurde um 1236 errichtet. Das alte Dorf und somit auch das Patronat über die Kirche war im Besitz der Familie von Moltke. Zuletzt gehörte das Gut der Familie von Haeseler. Erst mit der Aufsiedlung um 1926 entstand neben dem alten Dorf um die Kirche herum, das heute langgestreckte Straßendorf.
Die Feldsteinkirche gehört zu den ältesten Kirchen der Umgebung. Sehenswert sind die reich profilierten Stufenportale der Priester- und Laienpforte auf der Südseite. Mächtige Strebepfeiler an Ost- und Westwand deuten eine geplante Einwölbung an, die aber nur im Chor zur Ausführung kam. Das zweijochige Kirchenschiff ist mit einer flachen Holzbalkendecke verschlossen. Ostwand, aber auch besonders die Westwand zeigen reichen Blendenschmuck an den Giebeln. Ein Turmbau war wohl vorerst nicht geplant. Die Anbauten, der westliche Windfang und die Nordsakristei, sind Werke des 19. Jahrhunderts, eine Eingangsvorhalle an der Priesterpforte wurde 1998 entfernt. Ritzquaderung, ein Gestaltungsmittel der aus Mitteldeutschland (Rheinland) einströmenden Siedler im 13. Jahrhundert, ist am Mauerwerk hervorgehoben.
Dem eintretenden Besucher wird die erhaben schöne Schlichtheit einer mecklenburgischen Dorfkirche gewahr. Die mittelalterliche Ausmalung des Chorraumes wurde im Laufe der Zeit mit mehreren Farbschichten überdeckt. Die Bemalung der Balkendecke ist in Ansätzen noch erkennbar. Die letzte umfängliche Innenraumgestaltung erfolgte im Jahr 1951 durch den Malermeister Adolf Oldewurtel aus Vilz.
Zwei Ausstattungsstücke fallen dem Eintretenden sofort ins Auge: der spätgotische Flügelaltar mit geschnitzter Kreuzigungsszene und die Rokoko-Kanzel mit Evangelistenfiguren von 1755.
Der Flügelaltar, möglicherweise aus Antwerpen stammend, zeigt kunstvolle, farbige Schnitzereien zur Passion Christi. In den Flügel Kreuzweg und Geißelung sowie Ölbergstunde und Verurteilung durch Pilatus. Der Mittelteil zeigt die Kreuzigung, flankiert von vier Aposteln. Die Flügelrückseiten sind mit Gemälden von Auferstehung und Himmelfahrt versehen. Die Predella verweist in einer Inschrift auf die Renovierung des Altares im Jahr 1730 und nennt den Stifter. Zu dieser Zeit erhielt der Altar seine Tischplatte, eine Grabplatte von 1730. Die etwas unpassende Einfassung des Altares stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die Zinn-Leuchter stammen aus dem Jahr 1786, die Messingleuchter sind eine Stiftung aus dem 20. Jahrhundert.
Die hölzerne Kanzel mit Aufgang und Schalldeckel ist im künstlerischen Anspruch dem Flügelaltar nicht ebenbürtig. In den Korbwangen stehen barock-typische Schnitzreliefs der vier Evangelisten. Putti und Ranken sind schmückendes Beiwerk. Über dem Schalldeckel thront ein Engel, ebenso auf dem Gesims des Aufgangsportals. Neben der Kanzel steht an der Wand ein Grabstein der Familie des Adam Jochim von Kohs (Koss) aus dem 18. Jahrhundert (Anno MDCCI...?, 1703), über der verwitterten Inschrift prangt ein Allianzwappen als Relief.
Im Altarraum sind an der Ostwand zwei Gestühlwangen der alten Patronatsloge von 1575 angestellt. Die Wappen können den Familien v. Moltke (drei Birkhühner), von Kardorf/Kirchdorf (drei gekreuzte Reifen) und ggf. v.d.Lühe (Hausturm) zugeordnet werden.
Das heutige Gestühl stammt aus dem 19. Jahrhundert und trägt noch die alte Nummerierung mit Zuordnung zu den eingepfarrten Dörfern: V=Vilz, K=Kowalz, S=Selpin, R=Reddershof, D=Drüsewitz. Die zugehörigen Gutsherrschaften nahmen auf ihren Emporen Platz, die aber mit dem Gestühl im 19. Jahrhundert erneuert wurden. Lediglich die Kowalzer Empore blieb im ursprünglichen Aussehen erhalten, an der Brüstung prangen die Wappen der Familie v. Plüskow und v. Schack (als Allianzwappen).
In der Dreifenstergruppe der Ostwand finden sich Fragmente zweier kleiner Kabinettscheiben. Sie zeigen Wappen der Familie v. Moltke und der Anna Barbera v. Ströfen (?).
Das Taufbecken ist eine industrielle Fertigung aus Blech, später überarbeitet und lackiert. Bedeutungsvoll ist die Orgel. Sie wurde 1862 vom Orgelbaumeister Friedrich Heinrich Lütkemüller aus Wittstock gebaut. Dank einer Renovierung erklingt und erstrahlt sie nun wieder.
An der Nordwand hängt eine Gedenktafel für die Gefallenen des Frankreich-Feldzuges von 1870/71. An der Südwand wird der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs gedacht. Eine Gedenk-Platte mit den Namen der Gefallenen des Ersten Weltkriegs befindet sich im zugesetzten Stufenportal der Laienpforte an der äußeren Südwand. Das dazugehörige in Stein gehauene Eiserne Kreuz steht in der Kirche.
Südöstlich der Kirche befindet sich ein freistehender Glockenturm mit einer Glocke, die 1875 von Gustav Collier aus Berlin gegossen wurde. Grabsteine der Familie Michaelis sind vor der Kirche in den Boden eingelassen. Um die Kirche herum befand sich der frühere Friedhof. Auf dem Kirchhof wurde ein modernes Gemeindehaus errichtet.
Der heutige Friedhof befindet sich am Ortseingang aus Richtung Tessin. Hier befindet sich eine Kriegsgräberstätte und die Familiengrabstätte der letzten Besitzer von Vilz, der Familie von Haeseler.
(weitere Quelle: Informationstafeln vor und an der Kirche)

Die Kirchgemeinde möchte einen hölzernen, kreisrunden Kronleuchter aus den 1930er Jahren abgeben. Der Leuchter hing von der Decke im Kirchenschiff herab und steht jetzt hinter dem Altar, Durchmesser ca. 1,50 m. Interessenten können sich über die Info-Mail bei mir melden.

Quellen:
Kirche zu Vilz, Informationsblatt, n.n., n.n.,

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