Dorfkirche Groß Tessin (Gemeinde Glasin)

Um 1233 dem Kloster Rühn zugesprochen, geht das Dorf und die Kirche am 1. Oktober 1275 in den Besitz des Klosters Sonnenkamp (Neukloster) über.
Die Kirche, ein siebenjochiger Backsteinbau, stammt wohl aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Das Feldsteinuntergeschoss des Westturms und die noch schlitzförmig-romanisch ausgeführten Fenster der westlichen Joche lassen aber auf einen wesentlich früheren Baubeginn schließen. Wahrscheinlich wurde die gesamte Kirche im 14. Jahrhundert mit dem dreijochigen Chor nach Osten verlängert.
Wahrzeichen der Kirche ist der als Wehrturm ausgeführte Westturm mit seinem nur wenige Meter aus dem Schiff herausragenden abgewalmten Satteldach, das laut Inschrift von 1741 stammt. Auf die Funktion als Wehrturm lassen die kleinen rundbogigen Fensteröffnungen unter dem Helmüberstand schließen. Das Westportal wird erst wesentlich später eingebaut worden sein.
Das einschiffige Langhaus und der schiffsbreite, im Osten polygonal schließende Chor werden durch getreppte Strebepfeiler gegliedert und ruhen auf einem Fundament aus massiven Granitblöcken.
Der Priesterpforte auf der Chorsüdseite wurde eine Eingangshalle vorgesetzt. Eine Nordsakristei am ursprünglichen Chorschluss wurde abgetragen.
Der Innenraum wird von mehreren Rippengewölben überspannt, die auf geschmückten Konsolen aufliegen und mit Schlusssteinen versehen sind.
Die Ausstattung wird dominiert von dem barocken Kanzelaltar aus dem Jahr 1750. Eine Inschrift auf der Rückseite verweist auf den Bildhauer C.F. Beckmann, den Tischler Marten Witt und den Maler J.H. Krüger aus Wismar sowie auf die Veranlassung zum Bau durch den Pastor Otto Wilhelm Millies.
An der Nordostwand sind alte Grabplatten aufgestellt. Über dem Pastorenstuhl auf der Südostseite hängt eine Tafel mit der Auflistung der hier gewirkten Pastores.
Die Orgel ist ein Werk des Orgelbauers Friedrich Friese (Friese I) und wurde 1834 gebaut. Das Instrument kam aus dem Ludwigsluster Schloss als Geschenk des Großherzog Friedrich Franz I. in die Tessiner Kirche als Johann P. Schiller Prediger dort war, wie eine Inschrift an der Bretterwand der Orgel verrät. Die Orgel wurde 1965 durch den Orgelbauer Nußbücker aus Plau am See rekonstruiert.
An der Orgelempore sind noch zwei Schnitzfiguren angebracht, deren Herkunft nicht eindeutig belegbar ist. Westempore und Gestühl stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Im Turmraum hängt die Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.
In der Glockenstube des Turms hängen drei Glocken. Von den ursprünglich drei Bronzeglocken konnte nur eine vor dem Einschmelzen im Zweiten Weltkrieg bewahrt werden. Sie trägt in Spiegelschrift den Spruch: O REX GLORIAE VENI CUM PACE (O König der Herrlichkeit komme mit Frieden). Die beiden anderen Glocken aus Stahl stammen von 1954. Sie wurden von Familie Jörn aus Warnkenhagen anlässlich des Gedenkens an ihren 1953 in Detmold tödlich verunglückten Sohn gestiftet.
Die Kirche wird von einer Feldsteintrockenmauer umgeben. Auf dem umliegenden Friedhof befinden sich zahlreiche ältere Grabstätten aus dem 19. Jahrhundert und auch eine Gruft. Der Pfarrhof schließt sich an den Kirchhof an.

Quellen:
Dorf- und Stadtkirchen Wismar-Schwerin, Buch, ZEBI u. START e.V., Edition Temmen, 2001

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