Dorfkirche Damshagen
St. Thomas

Die Dorfkirche, ein in den Anfängen frühgotischer Backsteinbau mit dreiseitigem Ostschluss und einem Westturm auf quadratischem Grundriss aus dem 14. Jahrhundert, wurde in mehreren Bauabschnitten errichtet und mehrfach verändert. Das Kirchenschiff zeigt einen umlaufenden Treppenfries und ist lisenenartig gegliedert, am Chor befinden sich dagegen Strebepfeiler. Auf der Nordseite am Chor eine Sakristei und am Schiff die Bülowsche Grabkapelle als nachträgliche Anbauten, dafür sind die hohen schlanken Zweifenstergruppen hier wohl noch ursprünglich. Die Fenster der Südseite wurden neugotisch überformt und sitzen in großen spitzbogigen Leibungen mit gestuftem Gewände. Reich profilierte Stufenportale in Süd- und Nordwand, ebenso ein Stufenportal in der Westwand des Turmes.
1720 erfolgte ein umfassende Renovierung der Kirche, dabei wurde im Inneren ein Spiegelgewölbe mit Stuckleiste eingezogen. Im Jahre 1724 wurde der barocke Kanzelaltar von Hieronymus Hassenberg aus Lübeck geschaffen. Das Werk ist leider nicht mehr ganz vollständig erhalten, die bekrönende Christusfigur mit Siegesfahne, zwei auf dem Gesims sitzende und zwei seitlich stehende allegorische Figuren waren derartig von Holzwürmern zerfressen, so dass die Figuren bei der Renovierung 1964 entfernt werden mussten, damit sie nicht zerfallen; sie sind aber noch vorhanden.
In der nördlichen Grabkapelle stehen zwei reich verzierte Sandsteinsärge und ein kleiner Holzsarg aus der Barockzeit. Sie dienen Hartwig und Christina von Bülow (+1729) sowie dem Urenkel Hans von Bülow (+1747) als letzte Ruhestätte. Desweiteren finden sich Sargbeschläge mit Wappen der Familie von Bülow aus Zinn.
Die Nordsakristei ist als Gedenkstätte für die Gefallenen der Kriege 1813-1815, 1870/71 und 1914-1918 eingerichtet.
Das älteste Einrichtungsstück ist die Kuppa einer kelchförmigen Tauffünte, die zeitgleich mit der Errichtung der Kirche aus gotländischem Granit gearbeitet wurde. Der schwere Stein wurde als Ballast durch Handelsschiffe hergebracht. Fuß und Schaft sind später angefertigt worden.
Im Jahr 1844 wurde die Orgel eingebaut, dazu wurde die Westempore auf die heutige Größe erweitert. Die mechanische Schleifladenorgel wurde von Friedrich Wilhelm Winzer aus Wismar gefertigt.
1856 erfolgte eine vollständige Erneuerung des Innenraumes der Kirche. Dazu wurden ältere Patronatslogen entfernt und das neugotische Gutsherrengestühl zu beiden Seiten im Altarraum sowie das Gemeinde-Bankgestühl aufgestellt. Reste der alten Patronatsloge mit dem Allianz-Wappenschild des Grafen Kuno von Rantzau und der Gräfin Amalasunta von Bothmer sind vor dem 1964 zugemauerten Zugang an der nördlichen Wand des Kirchenschiffs angebracht.
Das Doppelfenster im südöstlichen Joch des Kirchenschiffs ist mit Wappenscheiben rund um die Familie von Plessen ausgestattet. In jedem Fensterteil befinden sich je fünf Wappen. Auf dem Friedhof befindet sich zudem eine Grabstätte der Familie von Plessen.
Im Turm hängt eine große Glocke aus dem Jahr 1469 mit einer lateinischen Inschrift. Das Turmdach wurde 1935/36 neu gedeckt.
Bei der Renovierung 1964 wurde der bis dahin nüchtern wirkende Innenraum durch eine gut durchdachte Farbgebung neu gestaltet.
Im Norden der Kirche erstreckt sich ein großflächiger Friedhof, der über ein verputztes Backsteinportal mit rundbogigem Tordurchlass betreten wird.
(Quellen u.a.: Informationstafeln, Informationsblatt)
 

weiterführende Informationen:

Damshagen, der Zentralort der umliegenden Gemeinden, liegt nordwestlich von Grevesmühlen. Das Dorf wurde um 1230 als Rohdungsdorf christlicher Siedler gegründet und hieß früher Thomashagen, wahrscheinlich hat der Anführer der Siedler seinen Namen in Anlehnung an den Apostel Thomas für Dorf und Kirche zur Verfügung gestellt. Die erste Kirche wird vermutlich ein Holzbau gewesen sein, der erst ca. 100 Jahre später durch einen Backsteinbau ersetzt wurde.
Heute gehört die Kirche zur Propstei Grevesmühlen.

Quellen:
Dorfkirchen in Mecklenburg, Buch, Horst Ende, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1975
Dorf- und Stadtkirchen Wismar-Schwerin, Buch, ZEBI u. START e.V., Edition Temmen, 2001

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