Dorfkirche Remplin

Den neugotischen Backsteinbau auf Feldsteinsockel ließ Marie Großherzogin Mutter v. Mecklenburg-Strelitz, geb. Prinzessin v. Hessen zwischen 1876 und 1878 erbauen, nachdem ihr im Jahr 1876 binnen zwanzig Tagen zwei Kinder durch den Tod entrissen wurden.
Georg Herzog zu Mecklenburg starb am 20. Juni 1876 und zwanzig Tage vor ihm, am 1. Juni, bereits Caroline, Herzogin zu Mecklenburg.
Georg war 1852 der Begründer der Fideicommissherrschaft auf Remplin. Das Gut war von 1405 bis 1816 im Besitz der Familie von Hahn, die auch Mitte des 18. Jahrhunderts das barocke Herrenhaus erbauen ließen. Bereits aus dem 17. Jahrhundert stammt die noch heute erhaltene und als Kunstausstellung genutzte Gutskapelle innerhalb der Schlossanlage. Zwischen 1816 und 1852 waren noch die Familien von Schaumburg-Lippe und von Maltzahn im Besitz der Anlage. Herzog Georg ließ 1865 das Gutshaus zu einem Schloss im Stil der französischen Renaissance umbauen. 1940 brannte das Gebäude nieder, seitdem ist nur noch der Nordflügel erhalten.
Die neuerrichtete Schlosskirche, freistehend abseits des Schlosses am westlichen Dorfeingang, zeigt alle zeitgenössischen Stilelemente der Neugotik. 
Der schlanke, quadratische Westturm mit burgähnlichen Anbauten trägt einen achtseitigen schindelgedeckten Spitzhelm. Vier Schildgiebel mit Rosettenblenden und Eckfialen schmücken ihn. Dreiteilige Schallluken lassen den Klang der Glocken übers Land hallen. Die abgetreppten Streben der Turmecken und die fialbesetzten seitlichen Anbauten lassen den Bau filigran und wehrhaft zugleich erscheinen. In einer mit einem Treppengiebel geschmückten Wandvorlage liegt das reich profilierte Westportal. Querschiffe mit detailreichen Schmuckelementen und Portalen gestalten den Grundriss der Kirche zu einem Kreuz. Im Osten schließt der Bau mit einer polygonalen Chorapsis. Auf dem Dachfirst erhebt sich im Schnittpunkt der Kreuzachsen ein Fialtürmchen mit offener Laterne. Betreten wird die Kirche über das Portal im nördlichen Querschiff.
Das Schiff ist mit einer hölzernen Deckenkonstruktion im Stil der englischen Gußeisenarchitektur überzogen; die Chorapsis ist eingewölbt.
Zur bauzeitlichen Ausstattung gehört ein weißer Marmoraltar (?) mit hölzernem Verschlag und maßwerkgeschmücktem Aufsatz. Das Altarbild zeigt mit dem kreuztragenden Christus ein seltenes Motiv. Vermutlich wurde es in Verweisung auf den Anlass der Kircherrichtung von der Auftraggeberin bewusst geordert.
Die Kanzel ist eine stilvolle Schnitzarbeit. Der Schalldeckel wird von einer filigranen Maßwerkfiale bekrönt. Die Korbwangen zeigen Vierpass-Ornamente.
Gemeindegestühl und Emporen passen sich mit ihrem warmen hölzernen Ton in den Gesamteindruck bestens ein. Auf der Westempore steht eine Orgel mit neugotischem Prospekt. Sie wurde 1879 vom "Hoforgelbauer" Friedrich Ludwig Theodor Friese, genannt Friese III, als eine seiner wenigen Ausnahmen außerhalb des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin gebaut.
Das vielleicht schönste, zumindest außergewöhnlichste Ausstattungsstück ist der Taufständer. Das auf einem hölzernen Sockel stehende Kunstwerk zeigt einen geflügelten Putto aus Bronze, der eine muschelförmige Taufschale hervorgestreckt hält.
An der südlichen Wand hängen Gedenktafeln für die Veteranen und Gefallenen der zahlreichen Kriege bzw. zur Erinnerung an den Anlass der Kirchenerrichtung.
Die Chorfenster sowie die großen Rosetten der Querschiffe sind mit ornamentalen Glasmalereien geschmückt.
Die Kirche wurde förmlich auf die "grüne Wiese" gebaut. Von der Bundesstraße führt nur ein schmaler Pfad zu ihr hin. Der Friedhof der Gemeinde befindet sich etwas weiter nördlich auf der anderen Straßenseite am westlichen Ortseingang. Hier steht eine verputzte Trauerhalle.
Auf dem Friedhof befinden sich die Grabstätten des Mecklenburgischen Herzogs Carl Michael Wilhelm August Alexander (1863-1934) und seiner Frau Helene, Prinzessin von Sachsen Altenburg.
(weitere Quelle: www.gutshaeuser.de/schloesser/schloss_remplin)

weiterführende Informationen:

Ev.-Luth. Kirchgemeinde Hohen Mistorf

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