Dorfkirche Blücher (Gemeinde Besitz)

Obwohl das Gutsdorf Blücher bereits 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt wird, ist über den vorhergehenden Kirchbau im Ort wenig bekannt. Bis 1876 stand ein Vorgängerbau der heutigen Kirche in deren Nähe. Die Einen sprechen von einer Fachwerkkirche, die Anderen verweisen auf eine Zeichnung, die zwei Kirchen um 1875 nebeneinander zeigt. Hier wird die alte Kirche als gotischer Saalbau mit polygonalem Ostschluss und hohem Westturm mit 'gedrehtem' Spitzhelm gezeigt. Kräftige Strebepfeiler scheinen den von Gewölben überspannten Bau zu stützen. Fakt ist, dass die heutige neugotische Kirche zwischen 1874 und 1876 erbaut und mit ihrer Einweihung der Vorgängerbau abgerissen wurde.
Ein zunächst nur niedriges Fialtürmchen musste 1901 einem 48 Meter hohen Glockenturm an der Westseite weichen. Das rechteckige Kirchenschiff wird durch jeweils dreijochige Seitenschiffe verbreitert. Im Osten schließt die Kirche polygonal aus dem Achteck ab. Sakristeian- und Eingangsvorbauten bewirken, dass der eigentlich regelmäßig gegliederte Kirchbau etwas unübersichtlich und überladen dem Betrachter ins Auge fällt. Die hohen, dreibahnig gestaffelten Fenster der Seitenschiffe, die großen Vierpass-Rosetten und die zweibahnigen Chorfenster mit Scheitelokulus verleihen der Kirche dennoch einen erhabenen Ausdruck.
Der Westturm wurde vor einigen Jahren komplett saniert und zur Besteigung durch Besucher entsprechend ausgebaut. Von den ehemals drei Glocken wurden im Ersten Weltkrieg zwei eingeschmolzen und diese 1928 durch Stahlglocken ersetzt. Die dritte, eine mittelalterliche Bronzeglocke, 1472 von Kort van der Heyde gegossen, ist im Museum des Herzogtums Lüneburg zu besichtigen.
Die Kirche kann über das Nordportal betreten werden. Kräftige Gurtbögen zu den eigentlich nur angedeuteten Seitenschiffen und nach West und Ost sowie der Triumphbogen zum Chor eröffnen einen hellen und sehr groß wirkenden Innenraum, der von einer flachen Holzbalkendecke überspannt wird. Der Chor ist von einem Rippengewölbe überdeckt.
Die Inneneinrichtung ist bauzeitlich im neugotischen Stil gehalten. Das Altarbild zeigt den segnenden Christus in Thorvaldsen-Art. Vor dem Altar steht ein achteckiger Taufstein mit Maßwerk-Schmuck. Auch die hölzerne Kanzel mit Aufgang und Schalldeckel ist mit neugotischem Zierrat geschmückt. Der Opferstock mit der Jahreszahl 1635 und ein barockes Kruzifix stammen aus der Vorgängerkirche. An Nord- und Südwand des ebenfalls flachgedeckten Zwischenbaus zwischen Chor und Schiff hängen Gedenktafeln für die Gefallenen der Kriege 1870-71 (nord) und 1914-18 (süd). Bauzeitlich sind auch das Gemeindebankgestühl und die Westempore mit dem dreiteiligen Prospekt einer 1876 von Friedrich Friese (Friese III) gebauten Orgel. Das Instrument mit zwei Manualen, Pedal und elf Registern ist eine mechanische Schleifladenorgel.
Der Friedhof, der die Kirche umgibt, grenzt direkt an den Hochwasserschutz-Polder. Die Friedhofsmauer aus Feldstein hat zur Zeit noch auf voller Länge die Funktion des Deiches. Auf der Nordseite der Kirche steht das Pfarrhaus, ein Fachwerkhaus mit roten Ziegeln.

Quellen:
Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Parchim, Buch, ZEBI u. START e.V., Edition Temmen, 2001

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