Dorfkirche Stepenitz (Gemeinde Marienfließ)
Klosterstift Marienfließ, ehem. Zisterzienserinnen-Kloster

Das Zisterzienser-Nonnenkloster wurde 1231 gegründet und ist somit eines der ältesten Nonnenklöster des Landes Brandenburg. Es wurde vom Prignitzer Adelsgeschlecht der Gan(s)z Edlen Herren zu Putlitz gestiftet. Die unmittelbar an der Grenze zu Mecklenburg gelegene Klosteranlage war zur Grenzsicherung gedacht. Doch das Kloster erwarb mit den Jahren umfangreiche Besitzungen sowohl in der Prignitz wie auch in Mecklenburg. Der Konvent setzte sich somit auch aus Töchtern der adligen Familien beider Ländereien zusammen. Mit der Reformation erfolgte um 1544 die Umwandlung des Klosters in ein evangelisches Damenstift und der Verlust vieler Besitzungen insbesondere in Mecklenburg.
Während die Klosterkirche nahezu unversehrt erhalten blieb, wurde die sich einst nördlich der Kirche anschließende Klosteranlage im 30jährigen Krieg zerstört. Die gotische Backsteinkirche wurde über einem Granitsteinsockel errichtet und gliedert sich in den polygonal schließenden und gegen das Schiff leicht eingezogenen Chor, das fünfjochige Langhaus und den leicht herausgezogenen Westturm mit schieferverkleidetem Turmaufsatz. Der Chor wird von einem Rippengewölbe überspannt, kräftige gestufte Strebepfeiler stützen das Gewölbe. In der Traufe umläuft den Chor ein weiß geputztes Band. Das mehrfach gestufte, gedrückte Spitzbogenportal der Priesterpforte zeigt wechselnd glasierte Steine und einen auf eine Putzblende aufgelegten Winkelsturz als Übergiebelung. Das Langhaus zeigt den für Klosterkirchen typischen, hochgesetzten Fenstergang, auffällig sind hier die zahlreichen Spitzbogenblenden. Auch das deutlich weniger gestufte, aber ebenfalls reich profilierte Portal der Laienpforte ist mit glasierten Steinen geschmückt. Wesentlich schlichter kommt das zugesetzte Stufenportal der Totenpforte auf der Nordseite daher. Dagegen zeigt sich das Westportal wieder mehrfach gestuft und profiliert, in wechselnd glasierten Steinen.
Im Innern des Turmraumes befinden sich drei weitere Portale mit glasierten Steinen. Nord- und Südportal führen in Seitenräume und auf die Orgelempore. Im nördlichen Seitenaufgang wurden die Reste des um 1700 geschaffenen Barockaltares ausgestellt. Das Predella-Bild, eine Abendmahlsdarstellung, wurde 1701 von Moritz Mewes gemalt. Im Mittelteil des Altares befand sich eine Kreuzigungsdarstellung. Mit dem Umbau der Kirche 1900/1901 wurde der barocke Altar abgebaut. Im südlichen Seitenraum finden sich mehrere Gefallenen- und Veteranengedenktafeln sowie die Turmuhr und eine alte Wetterfahne vom Turm. Von den Seitenräumen gelangt man auch auf die Westempore. Der direkte Zugang zur Orgel ist aber versperrt gewesen.
Das Kirchenschiff erscheint durch die kleinen Fensteröffnungen und wegen der dunklen Holzdecke in gedämpftem Licht. Ein unter den oberen Fensterbänken verlaufender Zierfries zeigt farbenprächtige Familienwappen der Stiftsdamen. Im Bereich der unteren Fensterbänke sind Grabplatten von adligen Stiftsdamen und Klosterhauptleuten des 17. Jahrhunderts in die Wand eingelassen. Auch die getäfelte Flachdecke zeigt gemalte Familienwappen an Süd- und Nordrand. Das gesamte Schiff ist mit einer Quadermalerei versehen. Schiff und Chor werden von einem mächtigen Triumphbogen getrennt. In den oberen Ecken der Schiffsostwand prangen große gemalte Christus-Symbole. Der Gurt des Triumphbogens ist mit einer Rankenmalerei versehen. An der Nordseite steht die schlichte hölzerne Kanzel mit Verschlag, auf der Südseite befindet sich eine moderne Kleinorgel. Auf beiden Seiten des westlichen Chorjochs befinden sich Nischenmalereien. Auf der Südseite in zwei kurzen Nischen die Apostel Paulus und Andreas, auf der Nordseite in einer schlanken Nische der Heilige Christophorus. Der um 1900 umgestaltete Altarraum wirkt fast leer. Reste des Stiftsdamen-Gestühls sind noch vorhanden. Zentral steht der neugotisch gestaltete Altar mit einem Altarbild, das Jesus im Garten Genezareth während der Ölbergstunde zeigt. Die dreibahnigen Fenster des Altarraumes sind mit Glasmalereien geschmückt. Die drei östlichen Fenster zeigen den Apostel Johannes, Christus am Kreuz und den Apostel Petrus. Die Gewölberippen sind mit Rankenmalereien versehen. Auch das Gemeindebankgestühl in schlichten neugotischen Formen stammt von 1900. Auf der tiefen Westempore steht eine große Orgel mit dreiteiligem Prospekt in neugotischen Formen. Die Brüstung der Empore wird von acht großen gemalten Familienwappen geschmückt. Von der Decke hängen zwei Kronleuchter herab.
Heute gehört das Stift Marienfließ zur St. Elisabeth-Stiftung, die auf dem Gelände um die Kirche herum eine Senioren-Wohnstätte bewirtschaftet.
Wenn man den Telschower Weg in Richtung Ortsausgang nimmt, gelangt man zum Friedhof der Gemeinde. Hier steht das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, erweitert um eine Namenstafel für die Toten des Zweiten Weltkriegs. Eine große Grabanlage erinnert an die verstorbenen Stiftsdamen. Ein Gräberfeld der Gemeinde schließt sich an und eine moderne Trauerhalle steht ebenfalls auf dem Areal. Grabkreuze erinnern auch an ehemalige Pastoren, die im Stift ihren Lebensabend verbrachten.
Im Ort erinnert ein Denkmal an den KZ-Todesmarsch.

(Quellen: Informationstafel am Eingang zum Stiftsgelände, Erklärungen zu den Objekten in der Klosterkirche)

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