Dorfkirche Bristow

Als einer der frühesten evangelischen Kirchenbauten und älteste protestantische Dorfkirche Mecklenburgs ist die Renaissance-Kirche von Bristow für die Kulturgeschichte des Landes von herausragender Bedeutung.
Sie wurde um 1597 unter dem Patronat des Werner von Hahn aus dem Hause Basedow fertiggestellt. Die Errichtung des Bauwerkes ist in mindestens zwei Phasen geschehen. Schon zu Lebzeiten ihres Stifters muss die Kirche in schlichterer Form errichtet worden sein. Nach dem Tod des Werner v. Hahn 1593 wurde das Bauwerk durch dessen Sohn Hans Hahn prunkvoller und reicher ausgestattet, als es der Stifter wohl vorsah.
Der Bau aus großen Granitsteinquadern hat eine Grundfläche von 18,40 m x 12,88 m, die Wandstärke in Schiff und Chor beträgt 1,25 m.
Der Turm hat eine Grundfläche von 7,05 m x 6,14 m mit einer Mauerstärke von 1,33 m.
Der ursprünglich flachgedeckte Innenraum wurde später mit einem Tonnengewölbe überzogen.
Altar- und Gemeinderaum sind durch einen breiten Gurtbogen getrennt.
Das Prunkstück dieser Kirche ist der um 1600 aufgestellte und fast die gesamte Breite des Altarraumes einnehmende aus Kiefern- und Lindenholz geschnitzte Altaraufbau - eine Wand mit seitlichen Öffnungen für den Abendmahlsumgang - geschmückt mit acht szenischen Reliefs mit Darstellungen aus dem Leben Jesu.
Die hölzerne Kanzel entstand 1601 und ist am Aufgang, Korb und Schalldeckel mit zahlreichen biblischen und allegorischen Figuren verziert.
An der Brüstung der im gleichen Jahr entstandenen Orgelempore sind in Halbrundnischen Personifikationen der Sieben Freien Künste wiedergegeben.
Die Orgelempore wurde um 1876 neu gefasst, aus dieser Zeit stammen auch die Säulen, der Prospekt und die vom Schweriner Hoforgelbaumeister Friedrich Friese 1875 gebaute Orgel.
Ein interessantes kulturgeschichtliches Dokument ist das in die Wand hinter dem Altar eingelassene Testament des Werner Hahn.
In den Chorfenstern befinden sich Bleiverglasungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert, die vier Evangelisten in Passmedaillons in den nördlichen und die Wappen der Bassewitzer und der Bülower Familien in den südlichen.
Östlich der Kirche befindet sich die 1874/75 gebaute Bassewitzsche Grabkapelle. Der Bau entstand auf Wunsch des 1873 verstorbenen Grafen Carl August Ludwig von Bassewitz-Levetzow, dem damaligen Besitzer von Bristow. 

weiterführende Informationen:

Der Ort Bristow wird erstmals urkundlich erwähnt in einem Dokument vom 6. Januar 1297, als Ritter Friedrich Moltke beabsichtigt, das Gut Bristow zu kaufen.
1352 wird der Knappe Nicolaus III. Hahn mit dem Dorf Bristow belehnt und bleibt bis zum Verkauf 1684 an den Landrat Adam Henning von Bülow im Besitz der Familie Hahn.
1692 wird Bristow an den Kammerjunker Vollrath Paris von Vieregge verkauft, über dessen Erbe gelangt 1738 der Oberstleutnant Jürgen von Eickstedt in den Besitz des Gutes, versucht aber vergeblich mit dem Besitz belehnt zu werden. Auf gerichtliche Anordnung werden die Erben in Gold abgefunden und 1756 gelangt das Gut Bristow wieder in Besitz der Familie Hahn, nachdem Claus Ludwig Hahn seinen Lehnsanspruch vom Herzog Christian Ludwig II. bestätigt bekommen hat.
Mit dessen Tod im Jahr 1779 stirbt die männliche Linie des Hauses Remplin aus und 1780 kommt das Gut an das Haus Hahn auf Basedow.
Nachdem Graf Carl Friedrich von Hahn 1805 das Erbe annahm, bereits 1809 aber unter Kuratel gestellt wurde, wurden die Güter in den folgenden Jahren als Konkursmasse verkauft, womit die fast durchgängige 463jährige Zeit der Familie Hahn endete.
Kurzzeitig im Besitz der Familie Schläger bzw. vertreten durch Familie Flügge auf Groß Helle gelangte das Gut am 9. Mai 1845 durch Kauf in den Besitz des Grafen Carl August von Bassewitz-Levetzow, dessen Erbe Graf Bernhard Carl Theodosius v. Bassewitz war der letzte Patronatsherr der Bristower Kirche.
Aufgrund der am 5. September 1945 herausgegebene Verordnung über die Bodenreform in Mecklenburg-Vorpommern wurde der Bassewitzsche Grundbesitz enteignet.

Heute gehört die Kirche zur Ev.-Luth. Kirchgemeinde Bülow
An der Kirche 1
17166 Bülow

Quellen:
Dorfkirchen in Mecklenburg, Buch, Horst Ende, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1975
Renaissancekirche zu Bristow, Informationsheft, Ev.-Luth. Kirchgemeinde Bülow, Chronik Bristow A.Ensikat,

powered by webEdition CMS