Dorfkirche Ruchow (Gemeinde Mustin)

Die Dorfkirche in Ruchow ist ein Feldsteinbau mit eingezogenem Rechteck-Chor und Architekturdetails in Backstein. Sie wurde 1234 an das Kloster Dobbertin übergeben.
Ein leicht gegen das Schiff eingezogener, massiver Westturm trägt eine verbretterte Glockenstube mit einem schlanken, mit Lärchenschindeln eingedeckten Spitzhelm, welche vermutlich erst wesentlich später ausgeführt wurde. Das spitzbogige Westportal hat ein gestuftes Gewände. In der Ostwand des Chores sitzt eine gestaffelte Dreifenstergruppe mit tiefen Leibungen und Rundbögen. Der Ostgiebel zeigt ein schmales Blendenkreuz und weitere Verzierungen. In den Schiffsseiten befinden sich ebenfalls gestaffelte Dreifenstergruppen mit Rundbögen, die nochmals durch einen Backsteinwinkelsturz gefasst werden. Das Portal der Laienpforte auf der Schiffssüdseite befindet sich in einer Wandvorlage aus Backstein, ein Nordportal wurde zugesetzt. Eine bauzeitliche Nordsakristei könnte abgetragen worden sein, hier ist nur noch eine Holzpforte in den Chorraum ersichtlich.
Hohe kuppelige Gewölbe schließen Chor und Schiff, die durch einen mächtigen Triumphbogen getrennt werden, auf dem sich freigelegte Wandmalereien aus dem Mittelalter befinden. Das rechte Fresko zeigt den Märtyrertod des Hl. Laurentius von Rom, der am 10. August 258 unter dem römischen Kaiser Valerian auf einem glühenden Eisenrost hingerichtet wurde. Vom Triumphbogen hängt ein mittelalterliches Triumphkreuz mit Evangelistensymbolen an den Kreuzenden sowie Lebensbaummotiv herab (wohl 15. Jh.).
Die Innenausstattung stammt vorrangig aus dem 17. Jahrhundert: Altaraufsatz mit reichem Akanthusschnitzwerk, Kanzel mit Aufgang und Schalldeckel, am Korb und der Rückwand unbelegte Ädikularahmungen, Patronatsgestühl.
Die Orgel ist ebenfalls ein Werk des Barocks (vor 1796), der Orgelbauer ist nicht bekannt. Der Prospekt steht vor einer angedeuteten Vorhangmalerei an der Westwand.
Auf dem umliegenden und von einer Feldsteintrockenmauer umgebenen Friedhof befinden sich u.a. die Grabstätte von Ludwig Reinhard (1805-1877) - Demokrat, Pädagoge, Publizist und Freund Fritz Reuters - sowie die der herrschaftlichen Familie Bolten, wohl Herren auf Mustin und Ruchow. Das ursprüngliche Bauerndorf erhielt erst spät einen Gutshof, von dem das Gutshaus und eine kurze Katenreihe zeugt.

(zusätzliche Quelle: Informationstafel im Ort)

Quellen:
Dorf- und Stadtkirchen Wismar-Schwerin, Buch, ZEBI u. START e.V., Edition Temmen, 2001

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