Dorfkirche Tempzin (Gemeinde Zahrensdorf)
ehem. Antoniterkloster

1222 erfolgte die Stiftung eines Klosters durch Fürst Borwin von Mecklenburg. Bis 1390 wurde die Antoniter-Präzeptorei durch das Mutterkloster aus Grünberg in Hessen geführt. Mit dem Aufblühen des Klosters unter Präzeptor Petrus Probst wurde zu Ende des 14. Jahrhunderts mit dem Bau des Chores der Klosterkirche begonnen. Nach Misswirtschaft im Kloster und Repressalien durch das Mutterhaus in Grünberg kam es erst zum Ende des 15. Jahrhunderts erneut zu einer Blüte des Klosters, so dass der Bau mit dem Langhaus und diverser steinerner Klostergebäude fortgesetzt werden konnte. Der weiträumige Backsteinbau wurde als dreischiffige Stufenhalle (Pseudobasilika) errichtet. Besonders eindrucksvoll ist das Portal an der Westseite, auf dem Westgiebel sitzt ein zierliches Türmchen. Der gesamte Bau wird durch schlanke Strebepfeiler gegliedert.
Im Innern beeindrucken die Netzgewölbe im Schiff und die Sterngewölbe im Chor. Auffallend sind auch die hohen vier- und fünfteiligen Fenster. Reste figürlicher Wandmalerei aus der Erbauerzeit sind an der südlichen Seitenschiffswand zu sehen. Zur Ausstattung gehören u.a. eine spätgotische Kanzel mit Faltwerkfüllung, eine überlebensgroße Holzfigur des Heiligen Antonius, der neugotische Altaraufsatz mit einem Bild von der Kreuzabnahme Jesu, eine Orgel von Friedrich Friese (III) und diverse Gedenktafeln für die Gefallenen der zahlreichen Kriege.
Mit der Reformation in Mecklenburg kam es 1552 zur Aufhebung des Klosters und zum Übergang in Landesbesitz. Seit 1589 ist die Klosterkirche eine evangelische Pfarrkirche.
Der Kirchhof ist als großflächiger Friedhof angelegt.
1997 gründete sich der Förderverein und seit 1998 konnte die Klosterkirche schrittweise saniert werden.
(weitere Quellen: Informationstafel in der Kirche)

weiterführende Informationen:

Die Antoniter-Bruderschaft als ein sogenannter Krankenpflegerorden beschäftigte sich vorrangig mit der Pflege und Behandlung der am "Heiligen Feuer" erkrankten Menschen. Diese äußerst schmerzhafte Krankheit wurde hervorgerufen durch den Verzehr von mit Mutterkorn verunreinigtem Roggen. Im ausgehenden Mittelalter hatte diese Krankheit zeitweise fast seuchenartige Ausmaße angenommen. Im norddeutschen Raum stellte das Kloster Tempzin bis 1381 das einzige Hospital für die Behandlung von Mutterkornvergiftungen dar.

Quellen:
Dorf- und Stadtkirchen Wismar-Schwerin, Buch, ZEBI u. START e.V., Edition Temmen, 2001

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