Dorfkirche Gristow (Gemeinde Mesekenhagen)

Die Buchholz-Orgel von 1820

Schon 1780 wurde über den schlechten Zustand der Gristower Orgel geklagt. Sie befand sich auf einer kleinen Seitenempore in der Nähe der Kanzel. Durch ein kleines Türchen von der oberen Etage der Nordsakristei war sie zu erreichen.
1802 wurde ernsthaft über eine Neuanschaffung nachgedacht, die Napoleonischen Kriege ließen das Projekt aber erst 1815 wieder aktuell werden. Gebrauchte Orgeln wurden besichtigt, aber nichts Passendes gefunden. Der Orgelbauer SCHMIDT in Malchin war zu teuer ebenso WITT in Stralsund. Auf der Westempore wurde 1820 schließlich eine Orgel von Johann Simon Buchholz (1758-1825) aus Berlin eingebaut. Als bedeutender preußischer Orgelbauer hat er über 30 Orgeln gebaut (z.B. St. Nikolai in Anklam (1807), St. Petri in Altentreptow (1812), St. Bartholomäi in Demmin (1818) und St. Jakobi in Greifswald (1821). Da sein Sohn Carl August Buchholz (1796-1884) gemeinsam mit ihm wirkte, hat dieser sicher auch in Gristow erheblich mit Hand angelegt.
Von den fünf vorpommerschen J.-S.-Buchholz-Orgeln ist die Gristower mit einem Manual und 15 Registern die kleinste.
Bei der neugotischen Umgestaltung der Kirche zwischen 1856 und 1858 erhielt auch der Prospekt ein neues Aussehen. 1886 wurde das Instrument durch den Stettiner Orgelbaumeister Barnim Grüneberg um ein zweites Manual (Oberwerk, 4 Register) erweitert.
1917 erfolgte die Beschlagnahme aller 49 Zinnpfeifen aus dem Prospekt zu Kriegszwecken. Die Orgelwerkstatt JAISER & STEPHAN in Stralsund ersetzte 1923 diese dann durch Pfeifen aus Zinkblech.
Bis zur vorübergehenden Stilllegung der Kirche im Jahr 1975 kamen 270 Pfeifen abhanden, viele waren beschädigt und der Holzwurm hatte freies Feld.
Die Orgelbaufirma Kristian Wegscheider aus Dresden hat das Instrument dann in den Jahren 1998/99 grundlegend restauriert. Am 11. Juli 1999 konnte die klangliche Wiedergeburt mit einem feierlichen Konzertgottesdienst begangen werden.
Der Prospekt, im unteren Teil mit vergoldeten Girlanden und Blüten, stammt von 1820. Der Aufsatz mit Wimpergbekrönungen kam 1856 hinzu. 
powered by webEdition CMS