Dorfkirche Ludwigsburg (Gemeinde Loissin)
ehem. Schlosskapelle der Pomm. Herzöge
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Gegenüber dem Schloss der Pommerschen Herzöge steht eine kleine rechteckige Kirche mit einem quadratischen Turmaufsatz am Westgiebel. Die Ludwigsburger Schlosskapelle geht zurück auf eine an dieser Stelle dem Hl. Nikolaus geweihte Filialkirche des Klosters Eldena. Zur Schlosskapelle wurde diese Kirche nach ihrer Erneuerung durch Herzogin Sophia Hedwig von Pommern Wolgast (1561-1631). Sie war das älteste Kind des Herzogs Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1528–1589) aus dessen Ehe mit Hedwig (1540–1602), Tochter des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg. Sie heiratete als 16-jährige am 20. Oktober 1577 in Wolgast Herzog Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast (1545–1592), worauf dieser in dem damaligen Ort Darsim (Dersem) ein Schloss als Witwensitz für seine Gemahlin errichten ließ. Fortan nannte die Herzogin den Ort Ludwigshoff, woraus dann später Ludwigsburg wurde. Herzogin Sophie starb in den Wirren des 30jährigen Krieges, worauf die Kapelle verfiel und erst 1708 durch den damaligen Schlossbesitzer Johann Jacob Heinrich Müller von der Lühne als barocker Neubau neu erstand. Das Familienwappen derer von der Lühne in der Kapelle gibt auch einen Hinweis auf das Erbauungsjahr der Kapelle. Aus der gleichen Zeit stammt auch die einzig vorhandene Glocke (von ehemals dreien), gegossen 1710 bei Johann Heinrich Schmidt in Stettin. Nach über 80 Jahren konnte im Mai 2023 die 1942 im II. Weltkrieg geopferte große Läuteglocke durch einen Neuguss ersetzt werden. Eine weitere Stiftung von der Lühnes ist der achtarmige Prunkleuchter mit Ritterfigur. Mit der Reformation gelangt die Schlosskapelle an die Pfarre Kemnitz. 1776 gehen das Schloss und die Kapelle in den Besitz des Friedrich Ernst Sebastian von Klinkowström (1735-1821) über. Sein Sohn Friedrich August von Klinkowström (1778-1835), preußischer Offizier und bedeutender Vertreter der Wiener Romantiker, wurde am 31. August 1778 im Schloss geboren und am 3. September in der Ludwigsburger Schlosskapelle getauft. Die beiden größeren Ölgemälden in der Kapelle ("Anbetung durch die drei Könige" und "Verkündigung") konnten anlässlich der Restaurierung der beiden Ölgemälde 2014-18 in der Hochschule für Bildende Kunst Dresden dem Schaffen Friedrich August v. Klinkowström zugeordnet werden. Von seinem Vater stammt die Turmuhr. Die Einzeigeruhr (Stundenuhr) mit Schlagwerk ist eine sog. Schmiedeuhr aus dem Jahr 1797 und wurde erst vor Kurzem wieder gangbar gemacht, wodurch sie nachweislich die älteste noch gehende Turmuhr in Vorpommern darstellt. Der Turmaufsatz ist mit einem schindelgedeckten Spitzhelm versehen. Die schlichte, noch vor kurzem weiß verputzte Kirche zeigt heute einfache neugotische Züge: das spitzbogige Westportal, die mit Maßwerk ausgestatteten Schiffsfenster, kleine spitzbogige Öffnungen im Westgiebel sind Ergebnisse der Umgestaltung 1866/67 unter dem Patron Carl Emil Weissenborn (1805-1877), Sohn des Greifswalder Kaufmanns Carl Philip Hermann Weissenborn (1770-1840), der Schloss und Gut 1810 erworben hatte. 1867 konnte für 700 Taler eine Orgel aus der Werkstatt Barnim Grüneberg in Stettin erworben werden, deren in die Westempore eingefügten Prospekt mit Fialen und Wimpergen ebenfalls neugotische Formen zeigt. Unter der Empore wurde 1965 durch eine Verglasung die Winterkirche abgetrennt. Zur barocken Ausstattung gehört ein reich geschmückter Kanzelaltar mit Predellabild und Malereien an den Korbwangen; welcher der Zeit 1710 und die Entstehung in der Stralsunder Werkstatt von Elias Kessler zugeschrieben wird. Neuere Veröffentlichungen sehen aber eher keine Zuordnung zum Schaffen von KESSLER. Im Altarraum stehen zudem noch ein Beichtstuhl und die achteckige Taufe. Der Innenraum wird von einer Holztonne überspannt, die ursprünglich mit barocker Rankenmalerei und einem Deckengemälde geschmückt war. Rechts und links am äußeren Westportal wurden zwei alte Grabplatten aufgestellt. In den Jahren von 2014 bis 2018 konnte durch die finanzielle Hilfe von vielen Seiten eine große Bauwerkssanierung an der Schlosskapelle stattfinden. In drei Bauabschnitten wurden das Fachwerk umfangreich instandgesetzt und die originale Biberschwanzdeckung wieder hergestellt, dann der Außenputz erneuert und der Dachturm mit neuen Lärchenschindeln versehen und als Letztes eine Farbrestaurierung des Innenraumes nach der Fassung aus dem Jahre 1936 vorgenommen. Am zweiten Dezember 2018, dem ersten Adventssonntag, haben diese Arbeiten mit einem Fest-und Dankgottesdienst ihren Abschluss gefunden. Mit dem Konzept "Kirche der Sinne", nach dem der Vorraum gestaltet ist, können große und kleine Besucher Sinneswahrnehmungen ausprobieren, und eine Audioanlage bietet neben romantischen Klängen, einige Erläuterungen zur Kapelle und das schöne plattdeutsche Märchen "Von dem Fischer un siine Fru" von Philipp Otto Runge. Gegenüber dem Westportal steht eine Grabkapelle aus rotem Backstein mit einem Storchennest auf dem mit einem Engel geschmückten Fialaufsatz des Giebelfirsts. Es ist das Weissenbornsche Mausoleum, errichtet etwa um 1845. Auf dem umliegenden Friedhof befindet sich zudem eine Grabstelle der Familie Weissenborn.
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