Dorfkirche Varchentin

1333 taucht der Ort erstmals in einer Urkunde auf. Die Kirche ist ein Backsteinbau aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts (nach 1250) mit einem eingezogenen kreuzrippengewölbten Rechteckchor. Der Ostgiebel wurde im 18. Jahrhundert in Fachwerk erneuert. In der Ostwand sitzt eine ursprüngliche Dreifenstergruppe. Die Nordsakristei wurde später angefügt, ebenso die südliche Eingangsvorhalle.
Der verbretterte Westturm wurde 1815 angefügt, in ihm hängt heute nur noch eine von ursprünglich drei Glocken.
Am Chor sind jeweils zwei im rechten Winkel stehende Stützpfeiler angesetzt, zwei kräftige Stützpfeiler befinden sich auch an der Westwand.
Das Nordportal und die Fenster haben mehrfach gestufte, spitzbogige Gewände.
Der Innenraum des Schiffes ist von einer flachen Bretterdecke gedeckt, war aber früher wohl durch vier kleine Kreuzgewölbe geschlossen. Ein Mittelpfeiler teilt den Innenraum in zwei Schiffe (Männer- und Frauenseite). Der Altarraum ist durch zwei hohe Spitzbögen abgetrennt.
Der Altaraufsatz stammt von 1850. Das Altarbild zeigt den brotbrechenden Christus, darüber das Auge Gottes in einer Strahlengloriole. Das Altargehege wird aus Balustern gebildet. Im Mittelstreifen der Dreifenstergruppe befindet sich eine kleine Kabinettscheibe angeblich stammt sie aus dem Jahr 1850, sie zeigt eine Kreuzigungsdarstellung. An der Nordwand des Chores befindet sich eine Patronatsempore, die über eine Treppe aus der Sakristei betreten wird. An Nord- und Südwand stehen desweiteren noch Kastengestühle, ebenfalls in schlichtem Holzdesign aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Sehenswert ist der gußeiserne Taufständer aus der Zeit nach 1850. An den Wänden hängen einige Tafelbilder aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert. Die hinter dem Doppelbogen stehende Christus-Statue im Thorvaldsenstil ist eine Gabe der Gräfin von Grothe. Der Leuchter im Altarraum stammt aus der Zeit von 1850-1870, er wurde von Rudi Schmidt aus Carolinenhof aufwendig restauriert.
Im Rahmen der Ausmalung im Jahr 2002 wurde über der Nordempore an der Ostwand eine mittelalterliche Wandmalerei freigelegt.
Sehenswert sind die beiden Buntglasfenster auf der Südseite. Im Altarraum ist der verkündigende Christus unter einem klassizistischen Säulenrahmen zu sehen, im unteren Teil sind die Familienwappen der Stifter zu finden. Das Fenster ist dem Bankier Gottlieb Jenisch (1797-1875) gewidmet, der 1836 das Gut erwarb und gemeinsam mit seiner Frau Amalie Caroline, einer geborenen v.Lützow, das Schloss errichten ließ. Deren Tochter Marie Anna Jenisch brachte durch Heirat das Gut und das Patronat über die Kirche in den Besitz der Grafen von Grote, dessen letztes Oberhaupt Friedrich Franz Graf Grothe 1942 fiel.
Das zweite Buntglasfenster im Kirchenschiff zeigt Martin Luther. Laut Inschrift wurde die Glasmalerei von Ferd. Müller, Quedlinburg, 1920 ausgeführt.
Am südlichen Spitzbogen steht die hölzerne Kanzel mit einem Schalldeckel aus dem 17. Jahrhundert, der das Wappen der Familie von Ferber trägt, die zu dieser Zeit das Patronat über die Kirche besaßen.
Ursprünglich gab es einen Flügelaltar mit Schnitzfguren aus der Zeit um 1500 in der Kirche. Reste der Figuren wurden an der Nordwand angebracht, aus dem Mittelteil des Altares stammt vermutlich die Mondsichel-Madonna, in den Flügeln standen wohl die Apostel Johannes und Jakobus d.Ä. sowie andere Heiligen.
Auf der Westempore steht eine Orgel aus dem Jahr 1851. Sie stellt die größte mecklenburgische Orgel des Hamburger Orgelbauers Wolfsteller dar. Das zweimanualige Instrument mit Pedal und 10 Registern wurde 2002 von der Firma Schuke in Potsdam restauriert.
An der Schiffssüdwand hängen drei Gedenktafeln für die Gefallenen der Kriege zwischen 1815 und 1918.
Vor der Kirche steht an der Südwand ein Grabkreuz für den jungen Richard von Stralendorff (1938-1944), an der Ostwand steht ein Findling mit verwitterter Inschrift, auf dem umliegenden Friedhof finden sich die Gräber von Pastor Dahlmann (Pastor von 1897-1916) und seiner Frau sowie das des Predigers H. Flottmann (1864-1947).
Der Kirchhof ist mit einer von Kreuzen durchbrochenen Backsteinmauer umgeben. Östlich der Kirche steht das ehemalige Pfarrhaus, heute in Privatbesitz.

weiterführende Informationen:

Bis 1982 war Varchentin eigene Pfarrstelle mit einem im Pfarrhaus wohnenden Pastor Hinze. Danach wurde es von Groß Varchow aus verwaltet und seit 1996 von Schloen.
Die Kirche gehört heute zur Ev.-Luth. Kirchgemeinde Schloen-Varchentin.

Quellen:
Willkommen in Varchentin, Flyer, Ev.-Luth. Kirchgemeinde Schloen-Varchentin,
Herzlich Willkommen in Varchentin!, Flyer, Ev.-Luth. Kirchgemeinde Schloen-Varchentin,

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