Dorfkirche Mollenstorf

Der Glockenstuhl mit den verbliebenen zwei Glocken

Es ist nicht genau bekannt, wann der dreijochige hölzerne Glockenstuhl gebaut wurde. Eine Inschrift verweist auf den 28. Juli 1851, dem Tag einer fast totalen Sonnenfinsternis in Mecklenburg. Der Verfasser der Inschrift ist Carl v. Gundlach.
Andere Quellen stellen den Glockenstuhl schon in das 15. Jahrhundert.
Das Alter der Glocken kann diese Vermutung nur bedingt erhärten.
Die kleinste der drei Mollenstorfer Glocken gibt keine Angaben zu Alter und Herkunft preis. Überhaupt ist sie sehr unscheinbar und verfügt über keinerlei Schmuck und Zierde. Vermutlich wird sie genauso alt sein wie die mittlere Glocke, nur von ihrer Funktion her für wesentlich alltäglichere Aufgaben zuständig gewesen sein.
Die mittlere Glocke trägt eine Inschrift aus einer Mischung von Lateinisch und Niederdeutsch.
In heutiger Schrift lautet die Inschrift:
O rex glorie xpe veni cu pace  help sunte ana sulf drudde + anno dni M CCCCC XII
und bedeutet im lateinischen Teil:
O König der Herrlichkeit, Christus, komm zu uns und bring uns Frieden
im niederdeutschen Teil:
Hilf Heilige Anna Selbdritt
mit der in falschen römischen Ziffern erfolgten Datierung: im Jahr des Herrn 1512.
Die Verehrung der hl. Anna, gemeinhin als Mutter Mariens bekannt, war im ausgehenden Mittelalter überaus populär. Annen-Altäre mit geschnitzten Figuren der typischen Darstellung dieser Dreiergruppe, bestehend aus einer Frau mit Maria und Jesuskind auf beiden Seiten des Schoßes sitzend, sind in einigen Dorfkirchen unseres Landes noch erhalten (z.B. Lübsee b. Lalendorf). Als Patronin der Mütter, Witwen und armen Frauen genoss die heilige Anna insbesondere im einfachen Volk ein überaus hohes Ansehen.
Auch die falsche Benutzung der römischen Ziffern für die Datierung (eigentlich 1512 - MDXII) lässt auf eine eher schlichte und ländliche Auftragsvergabe schließen. Falsche Darstellungen römischer Zahlen sind auch häufiger festzustellen. Insbesondere Darstellungen mit 'vier', 'vierzig', aber auch mit 'neun' oder 'neunzig' sind oft fehlerhaft. Ob das nun bewusst oder irrtümlich gemacht wurde, lässt sich nur spekulieren.
Die große Glocke mit einem Durchmesser von 95 Zentimetern musste im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgeliefert werden. Sie trug eine Inschrift, die darauf verwies, dass die Glocke 1729 von Michael Begun aus Friedland umgegossen wurde, vermutlich aus Beutekanonen des Majors v. Pentz und Resten einer dritten, ebenfalls mittelalterlichen Glocke. 
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